Wie viel Strategie und Grips braucht die Jobsuche 4.0?

„Den Berufseinstieg habe ich mir einfacher vorgestellt.“ Nicht selten fällt dieser Satz in unseren Beratungsgesprächen. Er ist mit einer Vielzahl an Glaubenssätzen verbunden, warum die Jobsuche bislang erfolglos geblieben ist: „Ich habe zu wenig Berufserfahrung“, „Ich bin überqualifiziert“, „Meine Eltern hatten Recht – mit diesem Studium finde ich nie einen Job“, „Ich kann mich nicht gut verkaufen“, sind einige der Annahmen.

Oft ist der Weg ins Berufsleben steinig und du fragst dich, wie andere Menschen diesen Übergang erfolgreich gemeistert haben. Laut einer AbsolventInnenbefragung an österreichischen Hochschulen bist du damit nicht allein: Ein Großteil der frisch gebackenen AkademikerInnen fühlt sich schlecht auf die berufliche Situation vorbereitet und würde sich Unterstützung für Selbstmanagement, persönliche Berufsorientierung und für den Aufbau von Netzwerken wünschen.

Ein Biotop von schier unbegrenzten Möglichkeiten

Auch dass sich die Arbeitswelt in einem nie dagewesenen Tempo verändert, sorgt bei vielen BerufseinsteigerInnen für Verunsicherung. In Folge der Automatisierung und Digitalisierung entstehen zunehmend neue akademische und akademisierte Berufe. Laut dem New Work Trendbook von XING wird ein Großteil der GrundschülerInnen in 15 Jahren in Berufen tätig sein, die wir heute noch nicht kennen. Jedes dritte XING Mitglied geht davon aus, dass es seinen/ihren Job in der jetzigen Form künftig nicht mehr geben wird. Wie kannst du dich in dieser hoch komplexen Arbeitswelt orientieren und in der Jobsuche reüssieren?  Anders ausgedrückt:

Wie angelst du dir deinen Job?

Wenn wir in der Beratung über Bewerbungsstrategien sprechen, spielen Netzwerke eine zentrale Rolle. Soziale Kontakte – ob beruflich oder privat -  waren und sind ein wichtiges Asset in der Jobsuche. Laut Statistik Austria schaffen immerhin knapp die Hälfte der AkademikerInnen (44%) ihren Berufseinstieg über soziale Netzwerke und das war bereits im Jahr 2009 so. Vermutlich hat und wird dieser Trend künftig noch erheblich steigen. Du bist also gut beraten, wenn du schon während des Studiums Nebenjobs und Praktika absolvierst, um dein Netzwerk auszubauen.

Role Models

Auch Role Models können auf dem Weg ins Berufsleben Orientierung geben und eine starke positive Wirkung haben. Sie begeistern durch ihre beruflichen Erfolge und ihr Engagement. Dabei müssen Vorbilder jedoch nicht unbedingt außergewöhnliche Karrierewege gegangen sein. Role Models können ebenso gut dem eigenen sozialen Umfeld (z.B. FreundInnen, Bekannte, ein/e LektorIn, sozial oder politisch engagierte Menschen etc.) angehören und dich dazu inspirieren, Anhaltspunkte für die Verwirklichung deiner eigenen Pläne zu bekommen. Ziele, die unerreichbar scheinen, können so in greifbare Nähe rücken. 

Eine lustvolle Art, sich mit beruflichen Erfolgsgeschichten zu befassen, bietet die Plattform whatchado: neben einem Matchingtool, mit dem du Berufsfelder von Personen mit ähnlichen Werten und Einstellungen ausfindig machen kannst, bietet die Plattform Einblicke in vielfältige Lebens- und Berufsentwürfe. Hier erfährst du, wie Brigitte Ederers Werdegang aussieht oder was Conchita Wurst ihrem 14-jährigen Ich geraten hätte.

Online-Netzwerke

Weiters kannst du durch Online-Talente-Pools wie myVeeta und unzählige Social und Business Netzwerke wie Xing, LinkedIn, Instagram, Pinterest, Facebook etc. dem Auf- und Ausbau von privaten und beruflichen Kontakte frönen. Online-Networking ermöglicht dir eine hohe Sichtbarkeit und eine große Reichweite, die du im Offline Bereich niemals erreichen könntest. Darüber hinaus visualisieren Online-Plattformen Kontakte zweiten und dritten Grades. Für die Jobsuche ein Segen, da gerade FreundInnen der FreundInnen, d.h. Kontakte deiner Kontakte, oft hilfreiche Tipps und Informationen bereithalten. Doch kein Segen ohne Fluch. Durch die unzähligen Möglichkeiten der Selbstdarstellung wird dein professioneller Auftritt auf allen Kanälen immer wichtiger und die Vermischung von beruflichen und privaten Bereichen ist unvermeidbar.

Was heißt das nun für jede*n Einzelne*n von uns?

Niemand kann vorhersagen, wie neue Technologie und die Digitalisierung unser berufliches und privates Leben verändern werden. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb wird die Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Identität künftig besonders wichtig sein. Fragen wie etwa

  • „Was zeichnet mich aus?",
  • „Welche Kompetenzen habe ich anzubieten?“ oder auch
  • "Wie kann ich mich beruflich neu (er-)finden?"

sind für die Generationen Y und Z besonders relevant. Brüche im beruflichen Werdegang sind schon jetzt die Normalität. Der rote Faden der beruflichen Karriere entsteht meist im Gehen und wird für den/die Einzelne/n oft erst in der Rückschau auf den Weg sichtbar.  Wer sich gern mit spannenden beruflichen Lebensgeschichten beschäftigt, dem sei ein Podcast ans Herz gelegt: Sinn.fm, lässt interessante Menschen zu Wort kommen, die sehr persönlich über ihren beruflichen Werdegang erzählen. Denn gerade vermeintliche Umwege führen doch zum Ziel oder erhöhen zumindest die Ortskenntnis!

Tipp: In unseren Workshops zum Thema Berufseinstieg oder einem Einzelcoaching erfährst du alles über Jobsuchstrategien, aussagekräftige Bewerbungsunterlagen, einen starke Selbstpräsentation und die richtige Strategie für dein Bewerbungsgespräch!



Daniela Wittinger |  Karriereberaterin bei Uniport, Soziologin, systemische Coach und Organisationsberaterin
Bunte Biographien, verschlungene Bildungs- und Berufswege faszinieren sie schon immer. Die Beschäftigung mit beruflichen Veränderungsprozessen und Neuanfängen zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Derzeit absolviert sie eine Ausbildung zur hypnosystemischen Beraterin.



Verwendete Literatur:

Incher-Kassel (2010): Arbeitssituation von Universitäts- und Fachhochschul-AbsolventInnen (ARUFA). Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Wien. Download unter www.ams-forschungsnetzwerk.at im Menüpunkt „E-Library“.

Statistik Austria (2009): Eintritt junger Menschen in den Arbeitsmarkt. Modul der Arbeitskräfteerhebung 20019. Wien 2010.



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