< Previous• Generationenwechsel40Nicht umsonst hat ihn André Heller einst den „Verwirklicher im Land der Zauderer“ genannt.Bronner kann mit Mitte 70 auf so viele spannende Projekte zurückblicken, es würde für drei Karrie-ren reichen. Nicht umsonst hat ihn André Heller einst den „Verwirklicher im Land der Zauderer“ genannt. Nach ein paar Semestern Soziologie, Psychologie und Philosophie an der Universität Wien, Jobs im Theater seines Vaters, ersten jour-nalistischen Erfahrungen und der kurzzeitigen Gründung einer Werbeagentur mit Marius Jan Demner, gründete er mit nur 27 Jahren die beiden Wirtschafts- und Politikmagazine „Trend“ und „Profil“. 1974 verkaufte er beide Magazine an den Kurier und zog als Maler und Bildhauer nach New York. In den 80ern kehrte er nach Wien zurück und gründete 1988 den STANDARD, der sich an US-amerikanischen Medien wie der „Financial Times“ oder der „New York Times“ orientierte. Anfangs war die liberale Tageszeitung auf rosaro-tem Papier mit einem kompetenten Nischenange-bot in Wirtschaft, Politik und Kultur als Zweitzei-tung gedacht. Erst, wenn die Auflage stabil über 30.000 Exemplaren liege, wollte man sie – in geschätzten fünf Jahren – zur Vollzei-tung ausbauen. Doch die Sehnsucht der Österrei-cherInnen nach medialen Alternativen war offenbar groß, bereits vom Start weg wurden nie weniger als 35.000 Stück verkauft.Was Oscar Bronner – eben-so wie sein Sohn – zu die-ser Zeit nicht vorhersehen konnte, war das Internet. Der Vater – alles andere als ein „Digital Native“ – glaub-te einer Mitarbeiterin, die das Potential früh erkann-te, und launchte 1995 den ersten Webauftritt einer deutschsprachigen Zeitung im Internet. Sein Sohn verbrachte schon damals mehr Zeit im Internet als im Hörsaal: „Die WU hat uns sehr schnell die Möglichkeit gegeben, online zu gehen. Das war katastrophal für meinen Stu-dienerfolg und auch schrecklich für meine Tele-fonrechnung – man hat ja damals tatsächlich pro Minute gezahlt. Lauter fürchterliche Konsequen-zen, aber es hat mich fasziniert und immer weiter weggebracht vom Wunsch zu bauen.“ Mitteräcker stellte fest, dass sich durch die Kombination von Medien und Internet ganz neue, spannende Pers-pektiven ergeben könnten. Ich brauchte einen Experten und mein Sohn war ein Experte.„Ich brauchte einen Experten und mein Sohn war ein Experte“, fasst Bronner die Zeit zusammen, in der Mitteräcker beim STANDARD anfing. Ende der 90er ging dann alles recht schnell: Die Sub-abteilung des Archivs wurde selbstständig, die Website mehrfach gerelauncht. Bereits zu dieser Zeit übernahm Mitteräcker mit seiner Kombinati-on aus Basic-Programmier-Skills, Verständnis für Online-Produkte und seinem Wirtschaftsback-ground eine Führungsrolle im Team. 2000 wurde Entgeltliche AnzeigeKARRIERE BEIM MARKTFÜHRERUm ihren Geschäftserfolg langfristig sichern zu kön-nen, suchen viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Gleichzeitig schauen sich hochqualifi-zierte ExpertInnen nach spannenden Jobs und den nächsten Karriereschritten um. Hier kommt Hays als weltweite Nr. 1 in der Rekrutierung von Spezi-alistInnen ins Spiel: Der Recruiting-Experte führt Unternehmen und SpezialistInnen zusammen und unterstützt dadurch mehr als 3.300 Unternehmen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Dä-nemark. Mit dieser anspruchsvollen Dienstleistung gestaltet Hays in einem wachstumsstarken Markt die Arbeitswelt von morgen mit. Doch nicht nur die Personaldienstleistungsbranche wächst, sondern auch der Markführer ist auf Wachstumskurs. Allein im letzten Jahr hat sich die Mitarbeiterzahl in Ös-terreich um ein Drittel erhöht. Um noch näher bei den Kunden und SpezialistInnen zu sein, hat Hays im letzten Jahr – zusätzlich zu der Niederlassung in Wien – eine neue Niederlassung in Graz eröffnet. Innerhalb der D-A-CH-Region ist das Unternehmen somit an 29 Standorten vertreten.Wer sich für einen Einstieg bei Hays entscheidet, bringt nicht nur die Karrieren von SpezialistInnen voran, sondern auch seine eigene. Spannende Ein-stiegsmöglichkeiten bietet das Unternehmen ins-besondere im Key Account Management. Hier sind Einfühlungsvermögen, Engagement und Kommuni-kationsstärke weitaus wichtiger als ein bestimmter akademischer Grad. Als Arbeitgeber steht Hays für verantwortungsvolle Aufgaben, systematische För-Sandra aus Wienderung und beste Karriereaussichten im Vertrieb. Durch die intensive Einarbeitung im Hays Learning Center und das Mentoren-Programm können Absol-ventInnen und Young Professionals schnell Verant-wortung übernehmen und sich in kürzester Zeit zum Experten/zur Expertin weiterentwickeln: als Account Manager oder Manager of Candidate Relations. Er-folg ist bei Hays Einstellungssache, daher wird der Karriereverlauf im Wesentlichen durch die eigene Leistung, das Talent und das eigene Engagement bestimmt. Das Unternehmen ermöglicht seinen Mit-arbeiterInnen schnell aufzusteigen und sich weiter-zuentwickeln. Wer auf eine individuelle Karrierelauf-bahn setzt, kann eine Expertenlaufbahn anstreben. Auch Führungspositionen werden zu 95 Prozent aus den eigenen Reihen besetzt.Als Recruiting-Experte weiß Hays, wie wichtig mo-tivierte MitarbeiterInnen für den Erfolg eines Unter-nehmens sind. Der Marktführer erwartet viel – bietet im Gegenzug aber auch eine Menge. Flache Hier-archien, ein kollegiales Arbeitsklima, in dem jeder/jede Mitarbeiter/in seine/ihre persönlichen Stärken voll entfalten kann, sowie eine offene Kommunikati-on sind für Hays selbstverständlich. Zusätzlich bietet das Unternehmen seinen MitarbeiterInnen weitere Benefits beispielsweise in Form von 30 Urlaubsta-gen, regelmäßigen Teamevents sowie einer öffentli-chen Nahverkehrskarte.Weitere Informationen über Hays und die Einstiegs-möglichkeiten findest du unter hayscareer.netVerantwortung, Entwicklung, Perspektive – bei Hays hast Du Deinen Erfolg selbst in der Hand!4142er dann mit 26 Jahren einem von drei Vorständen der neu gegründeten Online AG – ein Schritt, der weit weniger bombastisch war, als er aussehen mag: „Es waren ein paar Hawara, die den On-line-Bereich aufgebaut haben. Die AG bestand damals aus rund 30 Mitarbeitern – es ist nicht so, dass ich meinen 26-jährigen Buben in einer 500-Mann-Firma zum Vorstand ernannt habe“, er-zählt Bronner.So hat Mitteräcker von Anfang an sein eigenes Ding gemacht – und ging dabei dann doch irgendwie sei-ner eigentlichen Leidenschaft nach: dem Bauen. Nur baute er nach und nach ein Nachrichten-Por-tal, ein Forum und einen neuen Unternehmens-zweig, statt Wolkenkratzer und Opernhäuser. Bronner hat großen Respekt vor der Leistung sei-nes Sohnes, der nicht in seine Fußstapfen getreten ist, sondern etwas ganz Neues aufgebaut hat. Da-bei konnte er auf keinerlei Erfahrungswerte zu-rückgreifen: „Es war nicht leicht, den STANDARD zu gründen, aber ich hatte einen riesen Vorteil: Ich habe etwas gegründet, was es auf der ganzen Welt gab. Meine Aufgabe war es, eine Möglichkeit zu schaffen, so etwas für Österreich zu machen. Es gab genug Role Models, bei denen ich abschau-en konnte. Und ich habe auch abgeschaut, wo immer ich konnte. Als Alexander in das Geschäft eingestiegen ist, ist ein ganz neues Medium ent-standen. Dieses Medium haben einige Menschen auf der Welt zu dem entwickelt, was es heute ist, und er ist einer von denen. In-sofern musste er vielfältiger sein als ich. Und in Wirklichkeit im-mer noch – es gibt noch immer kein gültiges Ge-schäftsmodell für das, was wir machen.“Anfangs war Bronner noch Geschäftsführer der neuen AG und musste alle Entscheidungen for-mell treffen. „Das Problem war, dass ich von der Materie keine Ahnung hatte. Und so kamen die einmal die Woche zu mir und sagten: Folgende Entscheidungen stehen an und ich hab’ es regist-riert und abgesegnet. Nach einiger Zeit wurde mir das einfach zu blöd und ich habe gesagt: ‚Macht das selber‘“, und Bronner wanderte in den Auf-sichtsrat.Heute verzeichnet der-standard.at mit 40.000 Userkommentaren täg-lich die meiste Interak-tion österreichischer Plattformen.Der Online-Bereich wuchs rasant. Der Rückkanal mit dem STANDARD Forum nahm immer mehr Bedeutung an. Heute verzeichnet derstandard.at mit 40.000 Userkommentaren täglich die meiste Interaktion österreichischer Plattformen. Die Me-dienbranche hat sich in den letzten Jahren und 43Jahrzehnten stark gewandelt, doch Mitteräcker sieht gerade in dieser Herausforderung den Spaß an der Sache: „Es gilt eine neue Mediengattung zu definieren und auch zu definieren, welchen Stellenwert Medien in Zukunft haben. Zwischen-zeitlich dachte man, Facebook wird alles über-nehmen, aktuell findet allerdings wieder eine Rückbesinnung statt. Der Stellenwert der Medien wächst wieder, es ist kein Zufall, dass Vergebüh-rung aktuell so ein großes Thema ist. Den Leuten ist bewusst, dass Qualitätsjournalismus viel Geld kostet und sind inzwischen auch wieder bereit da-für zu zahlen.“ Zurzeit testet DER STANDARD die Paywall „Pur“ für Adblocker UserInnen und alle, die datenfrei und damit auch werbefrei den STAN-DARD nutzen möchten. „Pur hat uns bestärkt, dass da auch ein interessanter Markt vorhanden ist“, erläutert Mitteräcker. „Es ist sehr reizvoll, ei-nen weiteren Erlösstrom über die NutzerInnen zu generieren und nicht nur über die Werbung. Wir denken gerade sehr heftig nach, wie so ein Modell für uns ausschauen könnte.“Ob es die Printausgabe auch in 20 Jahren noch geben wird? Mitteräcker will sich mittlerweile in keiner Prognose mehr üben: „Ich gebe offen zu: Als ich eingestiegen bin, habe ich nicht gedacht, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch eine ge-druckte Ausgabe geben wird. Aber das Interesse ist nach wie vor vorhanden – und nicht einmal viel geringer als vor zwanzig Jahren.“ Das Ent-wicklungspotential liegt aber offensichtlich ganz klar im Online-Bereich. So holte sich Mitteräcker 2017 einen jungen, digitalaffinen Chefredakteur an Bord: der 35-jährige Martin Kotynek war zuvor stellvertretender Chefredakteur von ZEIT Online. Ich dachte bei der Grün-dung eigentlich, dass das ganze nach fünf bis sechs Jahren auf Schiene sei und ich wieder Kunst machen könnte.Bronner zog sich bereits 2008 weitestgehend aus dem operativen Geschäft zurück und kann sich nun endlich wieder verstärkt seiner Kunst wid-men. „Ich dachte bei der Gründung eigentlich, dass das ganze nach fünf bis sechs Jahren auf Schiene sei und ich wieder Kunst machen könnte. Das war ein kleiner Irrtum – ich bin froh, dass ich es jetzt machen kann.“ Bei den ganz großen Ent-scheidungen wird er dann aber doch noch ge-fragt. Als im vergangenen Jahr das Logo neu ge-staltet wurde, haben sich Vater und Sohn beraten. „Ich habe allerdings von Anfang an klargemacht: Die Letztentscheidung liegt bei ihm“, betont Bron-ner, dem das Verlagsgeschäft offenbar nicht ab-geht: „Wenn ich nichts höre, gibt es keine Proble-me. Das ist für mich sehr angenehm.“ Sollte sein Sohn eines Tages die Nase voll haben, dann würde es eben jemand anderes machen, sei es eines der anderen zwei Kinder, die Enkelin oder eben eine ganz andere Person: „Ich habe den STANDARD nicht aus einer dynastischen Intention heraus ge-gründet.“ Ausblick• Und wie geht’s dann weiter?Während meines Studiums lernte ich schnell, wofür Grenzen gut sind: um über sie hinweg zu leben und sich auf der anderen Seite gegenseitig willkommen zu heißen. In einem Erasmus-Aus-tausch erkannte ich die perfekte Möglichkeit, die-ses Wissen auch in die Tat umzusetzen. Ehe ich mich versah, packte ich also schon meine Sachen und reiste nach Paris, wo ich zwei Semester lang an der Universität „ISIT“ studierte. Im Anschluss wurde auch noch meine Initiativbewerbung bei der NGO „Solidarités Jeunesses“ angenommen. Dort organisierte ich fünf Monate lang internati-onale Freiwilligenprojekte. Natürlich verzögerte sich dadurch mein Studium: Nur die Hälfte der Pariser Credits konnte ich mir in Wien anrechnen lassen. Diese Lücke entpuppte sich für mich aber als das fehlende Puzzle-Teil. Eine maximal aus-genutzte Studienzeit finde ich einfach besser als eine Mindeststudienzeit. Und wer weiß, vielleicht führt es mich auch nach dem Master noch einmal an dieselbe Adresse in Paris. Mut zur LückeKatharina Haas (24) hat sich vor ihrem Master in Translation ausgiebig Zeit für zwei Erasmussemester in Paris und ein fünfmonatiges, unbezahltes Prak-tikum genommen. Gelohnt hat es sich trotzdem.Du fühlst dich gestresst, gehetzt und willst dein Gegenüber am liebsten auf den Mond schießen? Bevor du durchdrehst, versuche es mit der Mond-atmung: Lege deine Finger an deine Nasenflügel und verschließe sie so, dass du einmal links ein-atmest und rechts wieder ausatmest. Wiederhole das ein paar Mal und kehre die Reihenfolge an-schließend um.G’spia di!44Katharina Haas (zweite von links) in Paris• Und wie geht’s dann weiter?Kate Moss weiß seit den 90ern, wie man Glamour mit Krawall mischt. So vereint ihr Lieblingsdrink „French 76“ die Raffinesse von Champagner mit dem Absturzfaktor von Wodka. Kate selbst be-schreibt es so: „It doesn’t taste at all strong – and then, whoa, whoops-a-daisy!“ French 76• 2 cl Wodka • 1 cl Zitronensaft• 1 cl Zuckerrohr-Sirup• 10 cl ChampagnerDie ersten drei Zutaten mit Eis shaken und in ein vorgekühltes Sektglas abseihen, dann mit Cham-pagner auffüllen.Der Sprit der MachtDie Druckerei in Melk hat ihr Geschäftsfeld längst um eine Agentur für digitale Markenkommunika-tion in St. Pölten erweitert. Damit die Mitarbeite-rInnen dort (trotzdem) glücklich sind, werden sie rundum verwöhnt: Die ergonomischen Sessel und das Bio-Restaurant sorgen fürs leibliche Wohl, fle-xible Arbeitszeiten und Nutzung des Homeoffice machen PendlerInnen das Leben leichter, der Hund darf mit ins Büro, es gibt Essenszulagen, eine betriebliche Altersvorsorge sowie spannende Weiterbildungskurse.Benefit or Beneshit Gugler3 Tage Wach Lützenkirchen You can’t hide, you can’t run Dilated Peoples Help The BeatlesSleep On The Floor The LumineersI want to break free QueenDein Soundtrack für die Nacht vor der Prüfung4547Flucht ist kein Hindernis Zwei Studenten der Uni Wien erzählen ihre außergewöhnliche Geschichte.Es ist sieben Uhr morgens und Muktar liegt noch immer wach auf seinem Feldbett, die Decke über den Kopf gezogen. Außer einem Büschel tief-schwarzer Haare ist nichts von ihm zu sehen. Ein verzweifelter Versuch, das grelle Licht der Leucht-stoffröhren auszublenden. Das Licht brennt den ganzen Tag, die ganze Nacht. Dunkel ist es nie. Muktar kann sich einfach nicht daran gewöhnen, egal wie viele schlaflose Nächte er in der hell er-leuchteten Halle verbringt. Aber es ist besser als das, was in seiner Heimat Afghanistan auf ihn wartet. Mit 21 Jahren floh Muktar aus Afghanistan und kam im Oktober 2015 nach Österreich. Seinen ers-ten Tag verbrachte er am Hauptbahnhof Wien, bevor er ins Auffanglager im Dusika Stadion, eine große Sporthalle mit Radrennbahn im zweiten Bezirk, gebracht wurde. Er war einer der vielen jungen Männer, die allein, ohne ihre Familie flüchteten. Doch in Österreich angekommen, war er alles andere als allein. Mit 500 Männern und Frauen lebte er in einer der Hallen. Privatsphäre gab es keine. Die Betten standen dicht an dicht, kein einziges blieb nachts leer. Wann immer er das Lager verließ, wurde er bei seiner Rückkehr auf Waffen, Drogen und andere verbotene Gegen-stände durchsucht. Die Sicherheit der Flüchtlinge und freiwilligen HelferInnen war wichtiger, als die Privatsphäre der BewohnerInnen. Zu dieser Zeit warteten rund 800 Menschen im Dusika Sta-dion auf eine fixe Bleibe.Ahmed kam ein paar Monate zuvor mit seinem Bru-der aus dem Irak. Eigentlich wollten sie weiter zu ihrer Tante nach Schweden, aber das Geld reich-te nicht mehr und so landeten die beiden jungen Männer in einem Flüchtlingslager in Schrems in Niederösterreich. Wirklich zu stören scheint sie das aber nicht. „Als ich gesehen habe, wie viele Leute in Österreich freiwillig helfen, habe ich mich sofort in die Gesellschaft verliebt“, erzählt Ahmed, „jetzt möchte ich hier gar nicht mehr weg.“ Ahmed und Muktar sitzen gemeinsam am Tisch im „Freundesalon“ des Vereins „Fremde werden Freunde“. Der Name ist Programm, der Verein Ahmed und Muktar sind 2015 nach Österreich ge-flüchtet. Heute sprechen die beiden jungen Männer Deutsch, engagieren sich im Verein „Fremde werden Freunde“ und studieren an der Universität Wien. Eine Geschichte über einen schwierigen Start, neue Freundschaften und aufregende Zukunftsträume.Text von Lena Schmid Fotos von Niko Havranek• Aus dem Leben48verbindet nicht nur ÖsterreicherInnen und Aus-länderInnen, auch die beiden haben sich hier kennengelernt. Vereinsmitglied Lisa stellt gera-de eine Metalldose mit türkischen Süßigkeiten und eine große Kanne Früchtetee auf den Tisch. Die verschnörkelten Tassen erinnern an den Ku-chentisch der Großmutter. Und auch sonst wirkt der gemütliche Raum mit Stuck an der Decke, ei-nem romantischen Erker im Eck und den vielen Fotos und Bildern an den Wänden eher wie ein Wohnzimmer. Während Ahmed und Muktar dis-kutieren, was der Name der türkischen Süßigkeit auf Deutsch übersetzt bedeutet, beginnt Lisa be-geistert von der Vereinsarbeit zu erzählen: „Fast täglich finden hier Feierlichkeiten, Workshops oder Kochabende statt, die jeder besuchen kann, der Interesse daran hat. Man lernt immer wieder neue Leute kennen die dann Teil unseres Freunde Netzwerkes werden.“ Ahmed und Muktar fühlen sich hier sehr wohl und sind schon lange dabei. Doch die beiden verbindet nicht nur der Verein, sie haben auch einen sehr ähnlichen Bildungs-background, die gleichen Ziele und können sich gut unterhalten. Ahmed und Muktar haben eine abgeschlossene Schulausbildung, ganz gleich unserer Matura und zielstrebige Karrierepläne. Ahmed studierte bereits vor seiner Flucht im Irak drei Jahre lang Jus. Muktar möchte nun in Öster-reich IBWL studieren. Zurzeit absolvieren sie ihr Vorstudienjahr.Ein Vorstudiengang ist Pflicht für jede/n EU-Aus-länder/in. Ziel ist das Niveau einer österreichi-schen Matura zu erreichen und so einen einfa-cheren Einstieg ins Studium zu haben. Bevor man aber überhaupt studieren darf, braucht man eine Zulassung. Ahmed bekam nach einem Monat die Zusage. Muktar musste ganze zwei Monate darauf warten. Doch nach dieser nervenaufreibenden Zeit bekam er endlich eine positive Rückmeldung und wusste, welche Fächer er im Vorstudienjahr nachholen muss. Seit 2018 sind beide an der Uni-versität Wien inskribiert.Vor drei Jahren sah ihr Leben noch ganz anders aus. Die Tage im Dusika Stadion sind lang. Immer wieder versucht Muktar aus der Untätigkeit auszu-brechen, sich mit anderen Geflüchteten zu enga-gieren, bei der Versorgung der Neuankömmlinge zu helfen und Kontakte zu knüpfen. Helmut hätte er beinahe übersehen. Erst als sich immer mehr Leute um den unscheinbaren Flüchtlingshelfer versammeln, wird er neugierig. In seiner Funk-tionsjacke und der Abzipphose schaut Helmut aus, als würde er gleich einen Berg besteigen und in der Tat: Helmut organisiert eine Wanderung mit „Fremde werden Freunde“. Muktar ist sofort Feuer und Flamme und will sich den Ausflug auf keinen Fall entgehen lassen. Seitdem ist er fester Bestandteil des Vereins, kaum ein Event hat er ausgelassen. Sein Faible für Fotografie machte ihn schnell zum Veranstaltungsfotografen. Und so findet man sein Foto inzwischen sogar auf der Teamseite der Website.Aber nicht nur Vereine und freiwillige HelferInnen unterstützen die Geflüchteten. Auch die Universi-tät Wien hat ein Programm ins Leben gerufen, um Studierenden den Weg ins Studium und Berufsle-ben zu ebnen. „OLIve“ steht für Open Learning Initiative und soll Geflüchteten den Einstieg an der Uni erleichtern. Am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Uni Wien werden zahlreiche kostenfreie, außerordentliche Kurse für AsylwerberInnen und Personen mit Asylberechtigtenstatus angeboten. Ein Zyklus dauert zwölf Wochen und bietet rund 50 Perso-nen die Möglichkeit, schon vor ihrem Studium wissenschaftliche und berufliche Erfahrungen für das neue Leben in Europa zu sammeln. Bis-her haben fast 200 Geflüchtete dieses Angebot genutzt und die Kurse erfolgreich abgeschlossen. Seit Jänner wird das Projekt als „OLIve 2.0“ fort-gesetzt und bietet nun auch Einführungskurse in akademische Fähigkeiten an und möchte zudem besonders auf Jugendliche und Frauen eingehen. Viele Flüchtlinge benötigen diese Unterstützung dringend, da sie keine Verwandten und noch kaum oder gar keine sozialen Kontakte in Öster-reich haben. Mehr Infos zum OLIve Programm der Universität Wien findest du unter olive.univie.ac.atAhmed hat sich nie schwergetan, neue Leute ken-nenzulernen, er hat von Anfang an den Kontakt mit Einheimischen gesucht. „In Schrems habe ich in einem sehr netten Team Fußball gespielt. Das Training war das Highlight meines Tages. Sonst ist ja nicht viel passiert. Also habe ich fast täglich trainiert“, erzählt er in unverkennbarem • Aus dem LebenGute Wissenschaft lebt vom weltweiten Austausch. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung unterstützt Studierende und Forschende und stellt entsprechende Mittel bereit. Jedes Jahr nutzen mehr als 10.000 heimische Studierende diese Chancen für ein Stipendium oder eine Forschungsförderung. Alle Informationen u.a. zu den Mobilitätsprogrammen Erasmus, CEEPUS und den Fördermöglichkeiten unter www.stipendium.at, www.grants.at, www.bmbwf.gv.atGrenzen überschreitenbedeutet auch nationale Grenzen zu überwindenEntGEltlichE EinschaltunGNext >