Souveräner Umgang mit Stressfragen

Umgang mit Stress im Bewerbungsgespräch - Uniport Beratung

Schweißausbrüche, Herzrasen, Angst – so geht es nicht nur dir, sondern fast allen BewerberInnen. Immerhin möchtest du beweisen, dass du der/die Richtige für den Job bist. Wir verraten dir, wie du zukünfitge Stresssituationen gut meisterst.


Mit Stressfragen wollen dich Recruiter*innen in einer Bewerbungssituation von deiner gewohnten Antwortroutine abbringen und eine stressige und schwierige Arbeitssituat­ion nachstellen. Überprüft wird deine Reaktion, um bessere Prognosen über dein Verhalten in der Zukunft machen zu können. Neben der Belastbarkeit kann auch deine Kreativität und Spontanität auf dem Prüfstand sein.

Ob Stressfragen in einem Interview vorkommen, hängt einerseits vom persönlichen Interviewstil des/der Personalist*in ab. Andererseits können sie auch spontan eingesetzt werden, wenn die Antworten des/der Bewerber*n zu sehr auswendig gelernt wirken oder sein/ihr Profil noch nicht klar genug zur Geltung gekommen ist.

Anhand mehrerer Beispiele zeigen wir dir deshalb, wie du mit Stressfragen umgehst:

Provokante Fragen

„Sie haben ja sehr lange studiert! Lag das vielleicht daran, dass Sie zu wenig Selbstmotivation oder zu wenig Zielstrebigkeit aufbringen konnten?“

Provokante Fragen dienen dazu herauszufinden, ob du in schwierigen Situationen die Ruhe bewahren kannst. Bleibe freundlich und widerlege unterstellte Schwächen mit Sachargumenten. Im obigen Beispiel könntest du deine längere Studiendauer beispielsweise mit Auslandserfahrungen, Praktika, Jobs neben dem Studium oder privaten Weiterbildungen begründen.

Sehr persönliche Fragen

„Was war Ihr größter Misserfolg bisher?“

Solche Fragen sollen vor allem deine Selbstreflexion und Ehrlichkeit überprüfen. Bring hier ein (berufliches) Beispiel, wo du viel über dich selbst gelernt hast und beschreibe auch deinen persönlichen Zugang zu Fehlern bzw. Misserfolgen.

Häufiges Nachfragen

„Weshalb haben Sie den letzten Job aufgegeben? Welche Gründe hat es noch gegeben? Lag es auch am Team/an der Führungskraft? Lag es auch an Ihren persönlichen Kompetenzen?“

Manche InterviewerInnen wirken besonders neugierig, in dem sie nach jeder deiner Antworten noch einmal genauer nachfragen. Ziel ist es, dich in Stress zu versetzen, um an noch mehr (ehrliche) Informationen heranzukommen. Wenn du das Gefühl hast, die bohrenden Fragen sind mehr Technik als wirkliches Interesse, erkläre sachlich, dass dir keine weiteren Punkte mehr einfallen. Auch hier gilt: Bring Begründungen und Erklärungen an, aber keine Rechtfertigungen oder Entschuldigungen.


Es gibt unzulässige Fragen! Bei diesen hast du als BewerberIn das Recht, die Beantwortung abzulehnen bzw. zu lügen.

  • Familienstand & Kinderwunsch
  • Vermögensverhältnis
  • Gesundheitszustand & Behinderung
  • Vorstrafen
  • Partei- und Religionszugehörigkeit
  • Sexuelle Orientierung
  • Letztes Gehalt

Ausnahmen gelten dann, wenn diese Fragen mit den Anforderungen der vakanten Stelle in Verbindung stehen. Im medizinischen Bereich ist z. B. ein Gesundheitszeugnis Pflicht. Wie du damit umgehen möchtest, wenn dir heikle Fragen gestellt werden, ist in jedem Fall eigenständig zu überlegen oder auch in einem Coaching zu besprechen.

Hab nicht den Anspruch an dich, wie aus der Pistole geschossen reagieren zu müssen – nimm dir ruhig et­was Zeit, um auf die Fragen zu antworten. Versuche, nicht gereizt oder persönlich zu reagieren. Denn es kom­mt weniger auf deine exakte Antwort, sondern vielmehr auf die gesamte Reaktion an. Natürlich sollst du aber auch auf deine Grenzen achten! Wenn du das Gefühl hast, ein/e InterviewerIn begegnet dir mit respektlosem oder gar aggressivem Verhalten, sprich das ruhig direkt an oder verlasse – im schlimmsten Fall – das Gespräch vorzeitig.


Atemübungen gegen den Stress

Wenn du gut vorbereitest bist, fühlst du dich automatisch sicherer. Statt Panik zu haben, solltest du maximal noch etwas nervös sein. Diese Nervosität lässt sich mit einfachen Atemübungen lindern. Denn wenn du dich auf deinen Atem konzentrierst, haben die Worst-Case-Gedanken keinen Platz mehr, Stress wird abgebaut und du fühlst dich automatisch entspannter.

4-6-8-Methode für richtiges Atmen

Aufrecht hinsetzen oder -stellen, Schultern gerade, Hand auf den Bauch legen und durch die Nase dorthin einatmen. Bis vier zählen, die Luft anhalten und bis sechs zählen, dann langsam durch den Mund ausatmen und dabei bis acht zählen. Mindestens fünfmal wiederholen!

Konzentriertes Runterzählen

Einatmen auf 19, 20 – dann auf 20,19,18 ausatmen, dann wieder bei letzter Zahl beginnend auf 18,19 einatmen, dann 19,18,17 ausatmen, dann auf 17,18 einatmen usw. – bis du bei null ankommst. Wenn der Faden verloren geht, wieder von vorne beginnen. Wichtig ist, dass das Ausatmen länger als das Einatmen dauert!



 

Anita Ring
Psychologin, Coach und Beraterin bei Uniport



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