Von Wien in die Welt - Teil 2

Internationale Karrieren

Foto: Alex Reis (31)
Südostasien/Berlin Wirtschaftsgeographie-Absolvent

Ein Uni Wien-Absolvent, den es von Deutschland über Österreich nach Südostasien und wieder zurück nach Berlin zog. Warum die Welt eine Ecke kleiner geworden ist:

Vom Donaukanal zum Phnom-Penh-Kanal

Alex zog es nach seinem Studium der ‚Wirtschafts­geographie‘ mit seiner Freundin nach Asien. Dort lebten sie jeweils zwischen einem und zwei Jahren in den Hauptstädten von Kambodscha, Thailand und Laos. „Ich hatte Fernweh und Sehnsucht, außerhalb Europas zu leben“, so der gebürtige Deutsche heute, „in Südostasien hatte ich die Chance, in eine völlig andere Welt einzutauchen.“ Nur seiner Liebe zu urbanen Fließgewässern ist er überall auf der Welt treu geblieben. In Wien saß er abends am Donaukanal, in Kambodscha zog es ihn an den Phnom-Penh-Kanal. Das Spannende am Leben in der Ferne? „In Kambodscha gab es keinen Tag, der dem anderen glich. Mal gibt es keinen Strom, dann wieder kein Wasser, mal kommen die Kollegen wegen Überschwemmung nicht in die Arbeit. Das kann verdammt anstren- gend sein“, erzählt Alex.

Reisen bildet

Für Alex überwiegen die positiven Seiten der Medaille bei Weitem die Herausforderungen und Entbehrungen, die ein Leben in Südostasien mit sich bringen. Obwohl er sich zeitweise von Sauberkeit, Infrastruktur und dem alltäglichen Luxus verabschieden musste, wurde er durch signifikant weniger Bürokratie, persönliche Freiheit, viele neugierige Gesichter und beruflich gesehen mit einer sehr steilen Lernkurve belohnt. „Reisen bildet“, findet der gebürtige Deutsche, „und es zeigt einem, wie gut wir es eigentlich in unserer gemütlichen Blase Europa haben.“

Jetzt hat das Auslandsabenteuer vorerst ein Ende: Alex ist wieder in Deutschland, sein neues Leben in Berlin gefällt ihm sehr gut. Gleichzeitig ist für ihn ganz klar: „Für jemanden, der einmal so lange unterwegs war, ist die Welt irgendwie eine Ecke kleiner geworden. Ich bin, was das angeht, noch lange nicht fertig!“


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Foto: Astrud Lea Beringer (29)
Mahasarakham, Thailand Absolventin der Internationalen Entwicklung

Eine Uni Wien-Absolventin, die Österreich weit hinter sich ließ, um ihren beruflichen Weg zu gehen. Ein Weg von Tirol nach Thailand:

Von Tirol nach Thailand

Astruds kann seit ein paar Wochen wieder auf ihrer kleinen Terrasse mit Blick auf den Dschungel frühstücken. Neben dem Espresso aus heimischen Bohnen steht ein selbst gemixter Fruchtshake aus Mango, Banane und Dragonfruit – je nach Saison fällt die morgendliche Vitaminbombe noch exotischer aus. An der thailändischen Hochschule ist die 29-Jährige als ‚Researcher und Project Coordinator‘ mit dem Fokus auf ‚Urban Climate Resilience‘ beschäftigt. Mein aktuelles Forschungsprojekt durfte ich von Grund auf selbst gestalten und auf internationalen Konferenzen vorstellen,“ so Astrud. Am Nachmittag wartet schon die kleine Gruppe Master-StudentInnen auf sie, um an ihrem Englisch-Kurs teilzunehmen. Auch neben dem Job ist Astrud sehr engagiert: Wenn sie nicht gerade zum Thai-Boxen geht, setzt sie sich auch privat für die Umwelt ein. Mit ihrem Projekt ‚Plastic Footprints‘ versuchte sie, Bewusstsein für Plastikkonsum zu schaffen – in Asien noch lange nicht selbstverständlich.

Internationale Entwicklung international

An der Universität Wien studierte die gebürtige Tirolerin ‚Internationale Entwicklung‘ und fokussierte sich schon damals auf die Themen ‚nachhaltige Entwicklung‘ und ‚Klimawandelanpassung‘. Nach ihrem Abschluss hatte sie Lust, sich endlich auch praktisch mit internationaler Entwicklung zu beschäftigen. „Ich wollte unbedingt in einer NRO im Ausland arbeiten, um die Hintergründe richtig verstehen zu lernen. Ich wollte nicht in Österreich an Themen arbeiten, die sich ganz woanders auf der Welt abspielen, da war mir zu viel Distanz dazwischen,“ so Astrud. Für Asien entschied sie sich auch wegen der Liebe, ihr damaliger Freund stammte aus Singapur. Nach Praktika in NROs in Manila und Bangkok nahm sie schließlich eine Forschungsstelle an der Universität von Mahasarakham an, einer recht untouristischen Stadt im Nordosten von Thailand.

Flexibilität bzw. Gemütlichkeit

Astrud hat in den zwei Jahren in Mahasarakham die Einheimischen besser kennengelernt. „Die Menschen hier sind sehr freundlich und gutmütig. Trotzdem sind sie recht einfach ländlich, in ihrem Leben und ihrer Denkweise. Die Masse der Leute ist leider ziemlich unkritisch. Darum fällt es mir manchmal schwer, neben meinen Freunden hier gute Gesprächspartner zu finden – wo es beim Reden auch mal über Oberflächlichkeit hinausgeht“, findet die Tirolerin. Außerdem musste sie erst mal lernen, mit der extremen ‚Flexibilität bzw. Gemütlichkeit‘ der Menschen klarzukommen, die sich nicht selten in purem Chaos äußerte. So kam es durchaus schon vor, dass Astrud bei einer Verabredung über eine Stunde auf ihre Freunde warten musste. Was ihr hingegen überhaupt nicht fehlt: „Die nebligen kalten Monate ohne Schnee mit den mürrischen Wienern.“

Länger als ein paar Jahre an einem Ort zu leben, scheint wie für Alex auch momentan für Astrud nicht das Ideal zu sein. Obwohl sie als Forscherin sehr aufgeht, würde sie gerne weitere Erfahrungen im NRO-Bereich sammeln – so zum Beispiel ab Herbst auf den Philippinen: „Wenn ich dort nicht Fuß fassen kann, würde mich aber auch ein PhD in Europa interessieren. Langfristig möchte ich mein Leben nämlich nicht vollständig in Asien verbringen.“


Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag im Rise Karrieremagazin von Alina Lindermuth



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