Der Job hinter dem Berufsbild

So verstehst du verwirrende Stellenausschreibungen

(c) BartekSzewczyk von Getty Images

Sandwich Artist, Vision Clearance Engineer oder Knowledge Navigator: Bei der Jobsuche auf den gängigen großen Plattformen stoßen viele Studierende und Absolvent*innen auf überraschende Hürden. Was bedeuten diese Bezeichnungen und was muss ich für diese Jobs können? Oft höre ich in der Beratung: „Ich weiß nicht wirklich, wonach ich suchen soll.“

Woher kommen diese Jobbezeichnungen?

Auf den Jobportalen finden sich viele pompös klingende Anglizismen – englische Wörter, die in die deutsche Sprache übernommen wurden und die einschüchternd wirken können. Warum ist das so und woher kommen sie?

Einerseits entstehen – zum Beispiel aufgrund der Digitalisierung – neue Berufe und Berufsfelder. Heute sind Jobs wie Data Scientist oder Social-Media-Manager*in selbstverständlich. Die Übersetzung der Berufsbezeichnungen ins Deutsche ist eher unüblich. Oder hast schon einmal von einem*einer Soziale-Medien-Koordinator* in gehört?

Apropos Manager*in. Früher war die Jobbezeichnung „Manager*in“ ein Hinweis auf die Hierarchieebene, in der die so bezeichnete Person arbeitet. In der modernen Arbeitswelt ist es sehr üblich, eine Position als „Manager*in“ zu bezeichnen, auch wenn keine Führungsfunktion damit verbunden ist.

Auch ehemals deutsche Berufsbezeichnungen werden häufig neu verpackt. Der Grund: Englische Berufsbezeichnungen bieten einige Vorteile. Sie erlauben etwa internationale Vergleichsmöglichkeiten. In einer globalisierten und digitalisierten Welt ist es für viele Menschen hilfreich, wenn ihre Jobbezeichnung auch in anderen Ländern anerkannt ist.

Englische Jobbezeichnungen können auch eine genderneutrale Sprache erleichtern. Manchmal werden englische Berufsbezeichnungen aber gewählt, um das Gendern zu umgehen. Eine weitere Begründung für eine englische Version ist die „Aufwertung stigmatisierter Berufe“. Allerdings fungieren solche Neuetikettierungen häufig eher als Deckmantel, denn die mangelnde Wertschätzung für die Arbeit hinter der Bezeichnung bleibt weiterhin bestehen. Als Beispiel für einen Beruf, der aufgewertet werden soll, würden wir das Beispiel „Facility-Manager*in“ angeben. Oft wird dieser Begriff genutzt, um den Beruf „Hausmeister*in“ aufzuwerten.

So findest du den richtigen Job!

Manchmal macht es absolut Sinn, nach Berufsbezeichnungen zu suchen. Eine Berufsbezeichnung ist die offizielle Benennung eines Berufs in der Stellenausschreibung und später auch im Arbeitsvertrag. Wichtig ist hier allerdings, dass du dich nicht nur auf die Bezeichnung verlässt, sondern auch den Tätigkeitsbereich liest, der in der Stellenanzeige angegeben ist. Nur weil das Gleiche draufsteht, ist nicht unbedingt das Gleiche drin. Ich wundere mich manchmal immer noch, wie unterschiedlich die Tätigkeiten bei derselben Berufsbezeichnung sein können.

Manche Berufe sind geschützt: Wenn du sagst, dass du Apotheker*in bist oder Architekt*in, ohne die entsprechenden Abschlüsse und damit Berechtigungen erworben zu haben, machst du dich sogar strafbar.

Etwas anders ist das bei Jobtiteln. Dabei geht es um die Auskunft über den Platz in der Hierarchie des Unternehmens. Eine Person, die „Chief“ oder „Head of“ ist, steht weiter oben auf der Leiter. Bezeichnungen wie „Senior“ oder „Junior“ sagen dir, wie viel Berufserfahrung mit der jeweiligen Stelle verbunden ist.

Tipp: Wenn du also gerade auf der Suche nach deiner neuen Stelle bist, verlasse dich nicht nur auf die Bezeichnung oder die Überschrift. Filtere die Suchergebnisse auf den Portalen auch und gerade nach Tätigkeiten beziehungsweise Aufgabenfeldern.

Lass dich nicht entmutigen

Für viele Studierende gibt es nicht „den“ einen Beruf nach dem Abschluss, denn viele Studien sind keine Berufsausbildung, sondern eine Berufsvorbildung. Behalte dir das im Hinterkopf und gehe off en an die Jobsuche heran.

Wo werden deine Fähigkeiten gebraucht?

Überlege, wo deine Fähigkeiten und Kompetenzen liegen, und recherchiere, in welchen Berufen diese gefragt sind. Vielleicht entdeckst du neue spannende Jobs und Berufsfelder, deren Bezeichnungen dir bisher ein Rätsel waren. Während des Studiums lernst du nämlich nicht nur Fachliches, sondern erwirbst auch andere wichtige Fähigkeiten wie genaues Arbeiten, Recherchieren, selbstständig und neugierig sein sowie vieles mehr!

Vernetze dich und vergleiche

Wenn du dir unsicher bist, welche Tätigkeiten und Berufe für dich infrage kommen, nutze auch das Absolvent*innentracking der Universität Wien oder recherchiere auf Jobnetzwerken wie LinkedIn oder Xing.



Rosa Kaufmann

Ehemalige Karriereberaterin, Coach und Teamleiterin bei Karriereservice der Universität Wien | Uniport
 

 

Dieser Artikel ist eine überarbeitete Version des Blogartikels „Gesucht: Chief Analysis Manager“  und ist zuerst in unserem Karrieremagazin Rise erschienen.