Fail better

So lernst du aus deinen Fehlern

Wenn der Berufseinstieg in dir nicht nur Vorfreude und Tatendrang weckt, sondern auch Angst und Selbstzweifel, bist du damit nicht allein. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaf Kienbaum trauen sich fast die Hälfe der Absolvent*innen genau aus diesen Gründen einen Direkteinstieg in den Beruf nicht zu. 46 Prozent der Befragten würden lieber noch ein Praktikum anhängen oder den Berufseinstieg über ein Trainee-Programm meistern. Obwohl Unternehmen Bewerber*innen, die bereits wissen, was sie wollen und können, vorziehen, wollen viele Absolvent*innen lieber an der Hand genommen werden, anstatt gleich selbst Verantwortung zu tragen. Grund dafür sind in den meisten Fällen die Angst vor Verantwortung und die Angst, Fehler zu machen. Umso wichtiger ist beim Berufsstart daher die richtige Einstellung: Wie gehe ich mit der Angst vor Fehlern um? Und wie reagiere ich, wenn ich etwas falsch gemacht habe?

Unsere Karriere-Expertin Silke zeigt dir, wie du Fehler verhindern kannst, wie du mit ihnen umgehst, und welche Chancen sich aus Fehlern ergeben können.


Bei der Bewerbung:

Wie verarbeite ich „Fehler“ im Lebenslauf?

Ein abgebrochenes Studium, häufige Jobwechsel oder Lücken im Lebenslauf sind nicht unbedingt gerne gesehen. Es kommt aber auch darauf an, wie man sie präsentiert.

Wenn du dein Studium nicht abgeschlossen hast,  dann solltest du den fehlenden Abschluss keinesfalls explizit erwähnen. Thematisiere den Abschluss nur bei Studiengängen, die du tatsächlich abgeschlossen hast, und nenne den Titel der Abschlussarbeit und eventuell die Note (wenn sie sehr gut ist). Ein abgebrochenes Studium oder ein Studienwechsel, gerade am Anfang deiner Studienzeit, sind jedenfalls kein Grund zur Sorge. Sei dir bewusst, was du daraus gelernt hast und steh dazu! Bei mehreren Studienabbrüchen lege den Fokus auf die Berufstätigkeit (auch geringfügig), die du vielleicht im selben Zeitraum ausgeübt hast.

Wenn du häufig deinen Job gewechselt hast,  könnte das einfach daran liegen, dass die Mitarbeiter*innenfluktuation generell immer höher wird. Wenn die Jobwechsel trotzdem auffallend kurzfristig und häufig erfolgten, dann kann das bei Arbeitgeber*innen aber die Befürchtung wecken, dass du auch dieses Mal das Boot schnell wieder verlassen wirst. Im Lebenslauf solltest du dann nur die Tätigkeiten anführen, die dich für die beworbene Stelle besonders vorbereitet haben. Überlege dir für das Bewerbungsgespräch außerdem gut, wie du den häufigen Jobwechsel erklären kannst (etwa, dass die Firmenkultur nicht zu deiner eigenen Einstellung passte usw.).

Wenn dein Lebenslauf Lücken hat, dann handelt es sich oftmals um gar keine „echten“ Lücken. Eine Auszeit von zwei, drei Monaten nach der Matura oder dem Studium kannst du als „Orientierungsphase“ angeben, längere Reisen je nach Fall als Sprach- oder Kulturreisen. Wichtig ist, dass dein Lebenslauf aktuell ist und sofort ersichtlich wird, was du im Moment machst. Hier kannst du mangels Alternativen auch „aktive Arbeitssuche“ oder „Betreuung der Kinder“ u. ä. nennen. Und falls du einmal wirklich eine Lücke hast, die sich nicht füllen lässt, sollte das auf jeden Fall nicht der Grund sein, weshalb man deine Bewerbung ablehnt.

Was sind meine Schwächen und wie präsentiere ich sie gut?

Die Eigenschaft „perfekt“ gibt es nicht. Wichtig ist, dass du das beherrschst, was du im Lebenslauf oder im Bewerbungsgespräch auch als deine Kompetenzen ausgegeben hast. Ansonsten gilt: Sei dir deiner Schwächen und Stärken bewusst und suche dir einen Job bzw. ein Unternehmen aus, das dazu passt. Bist du zum Beispiel stur? Dann passt zu dir eine Stelle, wo viel Durchhaltevermögen gefragt ist. Du bist ungeduldig? Dann arbeitest du besser nicht mit Kindern, sondern dort, wo es schnell gehen muss.

Was war mein größter Fehler und wie stelle ich ihn gut dar?

Das ist eine beliebte Bewerbungsfrage. Wenn der/die ArbeitgeberIn sie stellt, geht es ihm/ihr meistens darum, deine Ehrlichkeit und Selbstreflexion zu prüfen. Überlege dir am besten schon im Vorfeld gut, welches Beispiel du auf diese Frage nennen könntest. Im Idealfall handelt es sich um einen Misserfolg, aus dem du viel lernen konntest und anhand dessen du deinen persönlichen Umgang mit Fehlern zeigen kannst.


Beim Jobeinstieg:

 

Wie eigenverantwortlich soll/muss ich arbeiten?

An einem neuen Arbeitsplatz wirst du zu Beginn erst einmal eingeschult. In der Regel steht dir dann jemand zur Seite, um deine Arbeit zu begleiten und eventuelle Fragen zu beantworten. Die stellst du als Einsteiger*in am besten gleich, sobald du dir bei etwas unsicher bist (und nicht erst nach einigen Wochen oder Monaten). Mit der Zeit solltest du dann aber auch die Bereitschaft zeigen, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Nutze deine Gestaltungsfreiräume, präsentiere ab und zu eigene Vorschläge, aktiviere dein Problemlösungsdenken und denke über deine eigene Position hinaus.

Kann man auch zu viel fragen?

Es ist immer eine Gratwanderung. Und doch, wer zu viel fragt, wirkt unsicher bis inkompetent. Die Aufgaben innerhalb des dir zugeteilten Aufgabenbereichs solltest du prinzipiell selbstständig erledigen können. Wenn du dir trotzdem unsicher bist, frage zuerst deine nächsten Kolleg*innen bevor sich dein Vorgesetzter/deine Vorgesetzte beim fünften Mal genervt fühlt. Versuche herauszufinden, wer von den anderen Kolleg*innen für Fragen offen ist: Es gibt immer Menschen, die besonders geduldig und verständnisvoll sind. Aber auch deine KollegInnen möchten nicht ständig bei ihrer Arbeit unterbrochen werden. Am besten notierst du dir deine offenen Fragen und stellst sie gesammelt einmal am Tag.

Wie vermeide ich Fehler?

Oft passieren Fehler aus Eile und Überaktivität. Bleib daher fokussiert und arbeite gründlich. Gerade, wenn dir am Anfang noch Routine fehlt, kannst du einen Arbeitsauftrag auch zwei oder drei Mal durchgehen, um sicher zu gehen, dass alles stimmt. Mach dir aber zuvor genau bewusst, wie die Kultur des Unternehmens funktioniert und was überhaupt als Schwäche bzw. Stärke gilt. Gründlichkeit zum Beispiel kann fehl am Platz sein, wenn es eher darauf ankommt, etwas schnell zu erledigen.

Der Fehler ist bereits passiert. Wie gehe ich damit um?

Auch wenn die Reaktion des Chefs/der Chefin sehr ungemütlich sein kann: Vertuschen und Kleinreden sind die größten Fehler, die du machen kannst! Wenn du stattdessen in der Lage bist, sachlich über deine Fehltritte zu sprechen und zu thematisieren, was du daraus gelernt hast, dann kann dich das in den Augen deines/deiner Vorgesetzten sogar aufwerten. Sowohl auf beruflicher, als auch auf persönlicher Ebene ist es deswegen unverzichtbar, die Lernchance aus dem Misserfolg herauszufiltern.

Wie vermeide ich Fehler?

Oft passieren Fehler aus Eile und Überaktivität. Bleib daher fokussiert und arbeite gründlich. Gerade, wenn dir am Anfang noch Routine fehlt, kannst du einen Arbeitsauftrag auch zwei oder drei Mal durchgehen, um sicher zu gehen, dass alles stimmt. Mach dir aber zuvor genau bewusst, wie die Kultur des Unternehmens funktioniert und was überhaupt als Schwäche bzw. Stärke gilt. Gründlichkeit zum Beispiel kann fehl am Platz sein, wenn es eher darauf ankommt, etwas schnell zu erledigen.

Der Fehler ist bereits passiert. Wie gehe ich damit um?

Auch wenn die Reaktion des Chefs/der Chefin sehr ungemütlich sein kann: Vertuschen und Kleinreden sind die größten Fehler, die du machen kannst! Wenn du stattdessen in der Lage bist, sachlich über deine Fehltritte zu sprechen und zu thematisieren, was du daraus gelernt hast, dann kann dich das in den Augen deines/deiner Vorgesetzten sogar aufwerten. Sowohl auf beruflicher, als auch auf persönlicher Ebene ist es deswegen unverzichtbar, die Lernchance aus dem Misserfolg herauszufiltern.

Warum ist es so schwierig, aus Fehlern zu lernen?

Fehler passieren nicht nur unter Druck oder aus Unerfahrenheit, sondern sind zum Teil auch auf bestimmte Verhaltensmuster und Gewohnheiten zurückzuführen, die tief in unserer Persönlichkeit verankert sind. Zerstreutheit oder Vergesslichkeit passieren nicht nur, wenn man schlecht geschlafen hat, sondern können auch Charaktereigenschaften sein. Solche Verhaltensmuster sind wie eine Autobahn im Gehirn, ein Richtungswechsel verlangt meistens eine lange „Umbauzeit“. Um eigene Mängel akzeptieren, sie objektiv betrachten und zielgerichtet an ihnen arbeiten zu können, ist außerdem auch eine gute Portion Selbstbewusstsein nötig.

Wie baue ich Selbstbewusstsein auf?

Das ist ein langer, aber meisterbarer Prozess. Wichtig ist vor allem, die inhaltliche und die persönliche Ebene unter scheiden zu lernen. Wenn du einen Fehler machst, liegt das nicht daran, dass du ein „schlechter“ oder „mangelhafter“ Mensch bist. Damit dieser Schritt gelingt, ist auch die Feedbackkultur immens wichtig: Ein kritisches Feedback sollte immer so formuliert und kommuniziert werden, dass es gut annehmbar ist.


Du möchtest aus deinen Fehlern lernen? Wir unterstützen dich dabei.
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Silke Kaufmann
Teamleiterin Karriereberatung & Coaching bei Uniport


Dieser Artikel ist im Rise, dem Karrieremagazin von Uniport, erschienen.



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