Weatherpark: Durch das Meteorologiestudium zur Unternehmensidee

Die Meteorologie-Absolventen Simon Tschannett und Matthias Ratheiser bieten mit ihrem Unternehmen "Weatherpark" Beratung zum Stadtklima an. Im Interview sprechen sie über ihren Werdegang und ihre Erfahrungen beim Gründen.

Wer bzw. was steckt hinter "Weatherpark"?
Matthias Ratheiser und Simon Tschannett: Wir sind zwei der Gründer und Geschäftsführer der Firma Weatherpark und haben Meteorologie an der Uni Wien studiert. Mit unserem Unternehmen bieten wir meteorologische Dienstleistungen an. Wir analysieren und berechnen klimatische Faktoren wie Wind oder Sonneneinstrahlung für ganze Stadtteile oder rund um neue oder auch bestehende Gebäude. Weatherpark berät StadtplanerInnen, Developer, ArchitektInnen und Bauherren bei der Planung von Immobilien und Stadtteilen, damit sich die künftigen BewohnerInnen und BenutzerInnen auf den Freiflächen wohl fühlen und somit (Stadt-)Planung im Einklang mit dem lokalen Klima möglich wird. Dazu zählen vor allem eine angenehme Windsituation – bei gleichzeitig ausreichender Durchlüftung der Stadt – und Klimawandelanpassungsmaßnahmen, damit sich die Städte auch während langer Hitzeperioden nicht zu sehr aufheizen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen – und wann stand fest: Wir gründen eine Firma?
Ratheiser und Tschannett: Wir haben bereits während des Studiums gemerkt, dass es für Beratung zum Stadtklima Bedarf gibt. Außerdem erschien uns durch das UG2002 (Universitätsgesetz, Anm.) die Attraktivität zur Verfolgung einer akademischen Karriere äußerst gering. 2004 haben wir uns mit der Firmengründung beschäftigt, wobei uns das Start-up Programm u:start (vormals UNIUN) unterstützt hat. Nach den ersten Anfragen für unsere Dienstleistung war klar, dass wir 2005 eine GmbH gründen.

Sie haben beide Meteorologie an der Universität Wien studiert. Inwiefern hat das Studium beim Weg in die Selbstständigkeit eine Rolle gespielt?
Ratheiser und Tschannett: Die Basis unseres Wissens haben wir im Studium gelernt. Seitdem bilden wir uns natürlich laufend weiter, gerade in unserem Business ist dies enorm wichtig. Und durch unser Studium sind wir natürlich erst auf die Unternehmensidee gekommen. Insofern: Ohne das Meteorologie-Studium gäbe es Weatherpark nicht!


 

"Mach was dir gefällt, nicht das, was am Lukrativsten erscheint."

Haben Sie sich das Gründen so vorgestellt?
Ratheiser und Tschannett: Wir haben im Vorfeld sehr viele Informationen eingeholt. Der Prozess der Gründung war langwierig, weil wir zu dritt waren und gleich eine GmbH gegründet haben. Miteinander zu gründen hatte aber auch Vorteile, weil wir Aufgaben nach Interessenslage verteilen konnten. Der Aufbau des Unternehmens und eines Kundenstamms hat auch gedauert, da wir eine relativ neue und damit unbekannte Dienstleistung angeboten haben. Aber es hat sich ausgezahlt, durchzuhalten. Wir haben mittlerweile viele Stammkunden in Österreich und expandieren nun in weitere Länder.

Was war für Sie die größte Herausforderung?
Ratheiser und Tschannett: Zuerst mussten wir die richtigen Ansprechpartner finden und ein Netzwerk aufbauen. Und danach war unser Ziel, unsere Dienstleistung und deren Nutzen bekannt zu machen.

Ihr schönster Augenblick?
Ratheiser und Tschannett: Am schönsten ist immer der Überraschungseffekt bei den Interessenten, wenn wir Ihnen unsere Dienstleistungen und die damit verbundenen Möglichkeiten und Auswirkungen präsentieren. Viele waren sich bis dahin gar nicht bewusst, welche große Rolle das Wetter bei der Planung von Gebäuden spielt. Und dass man das gefühlte Klima sehr wohl beeinflussen kann.

Haben Sie Vorbilder?
Ratheiser und Tschannett: Viele, und immer wieder andere. Generell alle, die innovativ und vor allem zukunftsorientiert denken und Veränderungen nicht einfach hinnehmen, sondern aktiv an positiven Entwicklungen mitarbeiten. Wir denken jetzt natürlich speziell an ökologische Aspekte wie den Klimawandel und andere Aspekte der Stadtentwicklung – des Weiteren Menschen, mit denen ein gegenseitiger, respektvoller Umgang gelebt wird.

Welche Tipps würden Sie ihrem damaligen "Gründer-Ich" aus heutiger Sicht geben?
Ratheiser und Tschannett: Es wird sich auszahlen, Energie und Zeit zu investieren. Und Zeit braucht es auch, dass deine Idee und dein Produkt Wirkung entfaltet. Schlussendlich kann man zwar einiges tun, aber manche Dinge entwickeln sich, die kann man nicht erzwingen. Und schau dir mal den Vortrag von Richard St. John auf TED an "What leads to success?"

Wie hätte euch die Uni mehr unterstützen können?
Ratheiser und Tschannett: Die Uni hat uns geholfen – mit dem Gründungsprogramm u:start (vormals UNIUN). Wir denken, dass es eine Aufgabe unseres Wirtschaftssystems, unserer Gesetzgeber und Interessensvertreter bzw. unserer Gesellschaft wäre, die Gründerfreundlichkeit insgesamt zu erhöhen und das Gründen zu erleichtern – etwa in dem sich der Gründer bzw. die Gründerin anfangs mehr auf seine/ihre Fachkompetenz konzentrieren kann, und Administration, Marketing und verwaltungstechnische Aufgaben von ExpertInnen übernommen werden und diese Aufgaben erst sukzessive an die GründerInnen übergehen.


Dieses Interview wurde 2017 bei "Mein Business" veröffentlicht. Das Interview führte Siegrun Herzog vom Alumniverband der Universität Wien.